Friedrichsbrunn: Ein verlassenes Ferienheim und ein fast verschwundenes Moor

Friedrichsbrunn, Viktorshöhe, Lost Place

Die Sache mit dem Geheimtipp

Wer mit Verena in den Harz fährt, stellt sich besser auf ein Abenteuer ein. Beim letzten Mal sind wir auf ihren Vorschlag hin ohne Karte losgezogen (Ziel unbekannt: Auf Entdeckungstour im Harz). Diesmal kommt sie mit einem Geheimtipp: dem Spaltenmoor östlich von Friedrichsbrunn. Davon hat ihr jemand erzählt, der in der Gegend aufgewachsen ist. Es gibt einige Moore im Harz, das Bekannteste dürfte das Große Torfhausmoor sein, nicht weit vom Touri-Hotspot Torfhaus entfernt. In Torfhaus ist immer etwas los, es ist ein beliebter Ausgangspunkt für den Aufstieg zum Brocken. In der Gegend um das Spaltenmoor ist es dagegen ruhig, man kann tief in die Natur eintauchen. Nur mit dem Moor ist das so eine Sache...

Friedrichsbrunn, Viktorshöhe, Lost Place

Lost Place: Ein verlassenes Ferienheim auf der Viktorshöhe

Wir erreichen einen der höchsten Punkte um Friedrichsbrunn, die Viktorshöhe auf rund 580 Metern. Dort entdecken wir ein verlassenes Ferienheim, einen Lost Place. Die dazugehörige öffentliche Gaststätte wurde laut Wikipedia 1990 geschlossen. Seitdem verfallen die Gebäude. Aus einer Regenrinne wächst ein kleiner Baum und vor einer weiß gefliesten Fensteraussparung recken sich Gräser in die Höhe. Hier ist jetzt die Natur dran...

Friedrichsbrunn Viktorshöhe
Friedrichtsbrunn Viktorshöhe
Friedrichtsbrunn Viktorshöhe

Stempelstelle: Die Felsformation "Große Teufelsmühle"

Natürlich gibt es auch hier eine Stempelstelle der Harzer Wandernadel, nämlich an der Großen Teufelsmühle. Gemeint ist damit eine Felsformation, ein paar Schritte von der Viktorshöhe entfernt. Die Felsen sehen zwar nicht so aus, aber einer Sage nach sind es Reste einer Mühle, die der Teufel gebaut hat. 

Friedrichsbrunn, Große Teufelsmühle
Friedrichsbrunn Große Teufelsmühle
Friedrichtsbrunn Große Teufelsmühle
Foto: Verena Meier
Friedrichsbrunn Große Teufelsmühle

Kaffeetrinken an einem besonderen Ort

Auf dem Rückweg gehen wir spontan Kaffeetrinken, im Hotel Harzresidenz, das ganz versteckt am Ortsrand liegt (Victorshöher Straße 2). Neben dem Wanderweg steht ein großer Mast, an dem ein Schild vertikal befestigt ist. Auf rotem Untergrund steht in weißer Schrift "HOTEL". Es erinnert an die Motel-Schilder aus den USA, mit dem Unterschied, dass es nicht an einem belebten Highway steht, sondern umgeben von Grün. Wir sind an diesem späten Sonntagnachmittag die einzigen Gäste - und fühlen uns sofort wohl.

 

Der Betreiber begrüßt uns freundlich und die nette Kellnerin wartet an der Kaffeemaschine extra so lange, bis wir unseren Plausch mit ihm beendet haben, damit der bestellte Kaffee nicht kalt wird. Wir setzen uns in den Wintergarten. Von dort haben wir einen traumhaften Blick in den Wald und auf das davor liegendes Getreidefeld. Wer einen ruhigen, freundlichen Ort sucht, um Durchzuatmen oder ohne Ablenkung ein Buch zu schreiben, ist hier richtig. Auch für Wanderer ist das Hotel ein toller Ausgangspunkt, Selke- und Bodetal sind ganz in der Nähe - für mich die schönsten Wandergegenden  im Harz. 

Friedrichsbrunn Aussicht vom Wintergarten Harzresidenz

Auf der Suche nach dem Spaltenmoor

Die vollkommen mit Moos bedeckte Tischtennisplatte entdecken wir auf dem Grundstück nebenan. Und wir finden noch etwas: das Moor oder vielmehr das, was derzeit davon zu sehen ist. Der Hotelbetreiber zeigt uns auf seiner Karte einen Weg, der bei Komoot nicht eingezeichnet ist und der uns direkt in das Naturschutzgebiet führt. Er erzählt noch, dass regelmäßig eine Gruppe der Umweltschutzgruppe BUND zu Gast ist, die das Moor erkundet und dort auch Schwarzspechte entdeckt hat. Der Weg führt ein paar Schritte vom Hotel entfernt vom Hauptwanderweg ab Richtung Nordosten. 

Friedrichsbrunn
Friedrichsbrunn

Es wird feuchter. Wir entdecken Farne, Erlen und Moos

Der Weg führt an einigen alten Grenzsteinen vorbei tief ins Tal hinab und je weiter wir gehen, desto mehr Insekten hören wir surren. Wir entdecken noch mehr Zeichen, die auf Feuchtigkeit und ein Moor schließen lassen: Farne, Erlen - und dann auch einen fast ausgetrockneten Fluss. Und dann ist der Waldweg plötzlich mit Moos bedeckt und wir gehen wie auf einem fluffigen Teppich - oder auf Wolken. 

Friedrichsbrunn Spaltenmoor
Foto: Verena Meier

Stempelstelle Harzer Wandernadel

Wer für die Harzer Wandernadel stempelt, wird hier fündig: Große Teufelsmühle, Stempelstelle 189

Die Tourdaten

Tour: Karte und Beschreibung gibt es bei Komoot (geht auch ohne einloggen, einfach nach unten scrollen)

Dauer: 2:24h

Entfernung: 8,62km (für den im Text beschriebenen Hin- und Rückweg ins Moor kommen noch 2-3 Kilometer dazu. Der Weg ist bei Komoot nicht, auf meiner Karte vom Schmidt-Buch-Verlag schon eingezeichnet. Wer ihn nicht findet, einfach ein paar Meter entfernt im im Hotel Harzresidenz nachfragen)

Höhenmeter: 160

Das könnte für dich interessant sein:

Hotel Zehnpfund in Thale: Einst Sommerziel von  Fontane
Hotel Zehnpfund in Thale: Einst Sommerziel von Fontane
Das Bodetal: Schöner kann man im Harz nicht wandern
Das Bodetal: Schöner kann man im Harz nicht wandern

Wer schreibt hier?

Mein Name ist Monika Herbst. Ich bin Journalistin, lebe in Braunschweig und verbringe meine Freizeit so oft es geht im Harz - mit Familienausflügen, Wanderungen, Mountainbiken und gutem Essen. Wo es im Harz am schönsten ist, könnt ihr in meinem Blog lesen. Mehr dazu:

Harzlust - die Idee hinter dem Blog.


Ein neuer Blogpost?

Hier halte ich euch über neue Einträge auf dem Laufenden:


Kommentar schreiben

Kommentare: 4
  • #1

    Heiner Fichtner- Hotel Harzresidenz- (Freitag, 13 Juli 2018 15:27)

    Eine wirklich schöne kleine Episode hier im Ostharz. Das Moor ist wirklich sehr einsam gelegen, weil es ein bisschen Insiderwissen ist. So soll es auch bleiben, um den dort versteckt lebenden Tieren einen friedlichen Rückzugsort zu belassen. Das erwähnte Bodetal ist tatsächlich eines der schönsten und ursprünglichsten Partien im Harz, welches auch Goethe und Fontane inspirierte.

  • #2

    dirk (Montag, 06 August 2018 14:05)

    Toller spannender Beitrag. Danke für diese Information und diese fast schon unwirklichen Bilder, Die bemooste Tischtennisplatte, ich vermute Beton, nicht Holz.Freu mich auf weitere Tipps für den Harz, wir fahren bislang regelmäßig in den Harz, mit der HEX. Wir wissen nur noch nicht, ob es nach dem 8. Dezember 2018 weiter gehen wird mit der Direktverbindung Harz-Berlin-Harz. Wir schreiben die Reiseberichte auch in unseren Blog, aber eher sträflich gepflegt, sind halt mehr optische Menschen www.redifoto.de Falls Du mal gucken magst. Sonst drück ich die Daumen und freue mich auf Deine neue Touren.

  • #3

    Romy Matthias (Montag, 08 August 2022 20:45)

    Ich kenne dieses Ferienlager und war zu DDR-Zeiten als Kind oft zu Gast. Schade, dass alles verfällt. LG Romy

  • #4

    Waldemar Gühne (Mittwoch, 28 Dezember 2022 10:31)

    Mein Onkel ( Gerhard Lehmann hat die Viktorshöhe mit seiner Frau geführt. Wir sind als Kinder und nachher als Erwachsene oft dort oben gewesen. Oft von dort über den Kammweg nach Meisdorf gewandert. Wunderschon