Kino-Premiere an einem historischen Ort
Sie haben es wieder geschafft: Das Leipziger Filmteam um Enno Seifried hat für die Premiere der dritten Folge ihrer Dokumentation "Vergessen im Harz" erneut einen besonderen historischen Ort zum Leben erweckt - diesmal ist es der 1936 erbaute ehemalige Napola-Komplex in Ballenstedt. Beim letzten Mal haben sie das Hotel Zehnpfund in Thale ausgewählt, in dem einst Theoder Fontane nächtigte.
Hier wurde der Führungsnachwuchs für die Nazis ausgebildet
In den Internatsschulen der Napolas bildeten die Nazis ihren Führungsnachwuchs aus, so auch in Ballenstedt. Napola steht für Nationalpolitische Erziehungsanstalt. Einer der Schüler dort war Klaus Kleinau, Autor des Buches "Im Gleichschritt, marsch!". Er kommt im vorigen Teil der Trilogie vor, in "Vergessen im Harz II".
Von Wald umgeben, erhöht und schwer einsehbar
Das Ziel der Nazi-Ausbildung war eine Führungsschicht, die Hitler bedenkenlos folgte - statt kritisch Dinge zu hinterfragen. Vor jedem Essen wurden Hände und Haare kontrolliert, hinsetzen durfte man sich erst auf Befehl.
Das Gelände befindet sich erhöht, von Wald umgeben und schwer einsehbar auf dem Großen Ziegenberg. Kern der Anlage ist ein 140x90 Meter großer Appellplatz, um den sich mehrere Gebäude gruppieren.
Das denkmalgeschützte Gebäude wird kaum noch genutzt
Auch später, zu DDR-Zeiten, wurden in dem Komplex künftige politische Führungskräfte ausgebildet: Die SED nutzte ihn als Parteischule. Die innerdeutsche Grenze war nicht weit, deshalb wurde das Gelände 1966 sicherheitshalber eingefriedet und ein Wachdienst eingerichtet. Eingezäunt ist es bis heute. Inzwischen gehören die denkmalgeschützten Gebäude zum Teil einem österreichischen Investor sowie der Stadt Ballenstedt. Genutzt werden sie derzeit lediglich von zwei Sportvereinen.
Weitere Informationen
- Ausstellung: Wer mehr über die wechselhafte Geschichte der Anlage wissen will: Seit 2015 gibt es im Stadtmuseum Ballenstedt eine Ausstellung darüber (Allee 37, Ballenstedt, Eintritt für Erwachsene: 4 Euro).
- Film: "Vergessen im Harz" - wer die Filme verpasst hat oder nochmal sehen will, kann bei www.lostplace-dokfilm.de die DVDs bestellen, einzeln oder als Trilogie.
- Internet: In einem ambitionierten Projekt hat der Studiengang Kommunikationsdesign der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin "tote Orte" gesammelt. Die "toten Orten" sind definiert als Architektur, die ihren Verwendungszweck verloren haben und ungeachtet gesellschaftlicher und sozialer Veränderungen weiter existieren. Es gibt darin einen sehr informativen Beitrag über die Napola Ballenstedt mit Fotos aus dem Jahr 2010.
- Internet: Rottenplaces, ein gut gemachtes Magazin rund um verfallene Bauwerke, Denkmalschutz und Industriekultur, bietet eine ausführliche Zusammenfassung der Trilogie "Vergessen im Harz".
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Wer schreibt hier?
Mein Name ist Monika Herbst. Ich bin Journalistin, lebe in Braunschweig und verbringe meine Freizeit so oft es geht im Harz - mit Familienausflügen, Wanderungen, Mountainbiken und gutem Essen. Wo es im Harz am schönsten ist, könnt ihr in meinem Blog lesen. Mehr dazu:
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Monika (Mittwoch, 20 Juni 2018 17:13)
Auf Twitter hat die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten noch auf ein aktuelles Buch zum Thema hingewiesen: "Napolas im Harz" (Es gab neben der in Ballenstedt auch eine in Ilfeld). Infos dazu: napolaimharz.de