Was für eine Fleißarbeit! "1000 Freizeittipps Harz" haben Christian Dolle und Roland Lange gesammelt und in ihrem gleichnamigen Reiseführer vorgestellt. Das alleine verdient Respekt, ist in anderen Reiseführern oft nur ein Zehntel dessen zu finden. Dabei liegt der Fokus eindeutig auf Text, Fotos gibt es in dem Band nur wenige und wenn, dann sind sie eher klein.

DAS IST GUT GELUNGEN
Im Buch finden sich viele besondere Tipps, wie "Der blaue See" zwischen Rübeland und Hüttenrode, ein See in einem ehemaligen Kalkwerk, der durch den hohen Kalkanteil im
Wasser aussieht, als wäre er intensiv blau oder türkis gefärbt. Oder die ehemalige Lungenheilstätte Albrechtshaus am Selketal-Stieg, ein leer stehendes Gebäude, 1894 erbaut,
das aufgrund seines morbiden Charmes ein beliebtes Ziel von Lost-Places-Fotografen ist. Auch das Studiokino Eisenstein, ein kleines, unabhängiges Kino in
Quedlinburg mit nur 50 Plätzen, dürfte in kaum einem Standard-Reiseführer zu finden sein. Auch für Einheimische ist manches neu, wie mir eine gebürtige Harzerin bestätigt.
Über Füllsel wie den örtlichen Kurpark (auf den man sicher auch ohne Reiseführer kommt) kann man bei der großen Zahl an Tipps
getrost hinwegsehen.
Die Tipps im Buch sind untergliedert in 33 Harz-Orte, von Bad Grund bis Wiershausen. In der vorderen Umschlagseite sorgt eine Karte für den nötigen Überblick. Jedem Kapitel ist eine Einleitung mit ein paar Sätzen und den Kontaktdaten der zuständigen Tourist-Information vorangestellt. Ein guter Service, der sich beim Register fortsetzt: Es gibt ein umfangreiches Stichwortverzeichnis, das nach Interessen gegliedert ist, zum Beispiel Altstädte, Burgen/ Schlösser, Bergbaumuseen, naturkundliche Museen, Aussichtspunkte, Seen, Sommerrodelbahnen etc. Ergänzt wird dieses durch eine nach Monaten gegliederte Übersicht mit allen Veranstaltungen und Festen im Harz. Hier findet jeder, was er sucht.
DAS IST NICHT IDEAL
Nicht jeder dürfte dagegen sein Urlaubsziel im Reiseführer finden. Der Grund: Statt bekannte Touristenorte wie Schierke oder Stolberg aufzuführen, werden lediglich die Gemeinden oder Städte genannt, zu denen diese gehören. Das führt dazu, dass man Tipps für Schierke unter Wernigerode findet, Tipps für Stolberg unter Gemeinde Südharz und Tipps für Halberstadt unter Harzvorland. Nicht-Ortskundige müssen erstmal herausfinden, wo ihr Urlaubsort dazu gehört. Im Buch gibt es dazu keine Info.
Auch bei zahlreichen Tipps muss man Nachrecherchieren: So erfährt man im Buch oft nicht, wo sich das Ziel befindet. Man muss erst anrufen oder im Internet suchen. Das ist vor allem deshalb ärgerlich, weil es im Harz viele Funklöcher gibt und ein Reiseführer gute Dienste leisten könnte. Die Autoren haben die Arbeit an vielen Stellen einfach dem Leser überlassen: So ist beispielsweise bei Schloss Bündheim in Bad Harzburg statt der Adresse und möglicher Besichtigungszeiten lediglich der Kontakt zum Betreiber angegeben. Ein Manko, das sich durch das Buch zieht: Infos zum Ausgangspunkt oder eine Adresse fehlen allein beim Kapitel über Bad Harzburg beim Baumwipfelpfad, Luchsgehege, Wildkatzen-Erlebnispfad, Galopprennbahn und bei der Eisbahn.
FAZIT
Selbst langjährige Harz-Kenner werden in dieser umfangreichen Sammlung neue, sehenswerte Ziele finden. Dank des gut gegliederten Registers ist es möglich, im gesamten Harz nach Angeboten zu suchen, die den eigenen Interessen entsprechen - von Altstädten bis Zoos. Schade: Bei den einzelnen Tipps fehlen häufiger Adresse oder Ausgangspunkt.
"1000 Freizeittipps Harz. Ausflugsziele, Sehenswürdigkeiten, Sport, Kultur, Veranstaltungen" von Christian Dolle und Roland Lange, Wartberg-Verlag 2018. 15 Euro.
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Wer schreibt hier?
Mein Name ist Monika Herbst. Ich bin Journalistin, lebe in Braunschweig und verbringe meine Freizeit so oft es geht im Harz - mit Familienausflügen, Wanderungen, Mountainbiken und gutem Essen. Wo es im Harz am schönsten ist, könnt ihr in meinem Blog lesen. Mehr dazu:
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