Witzige Anekdoten und unterhaltsame Geschichten
Reiseführer: "Harz: Die 99 besonderen Seiten der Region" von Uwe Gerig, mdv-Verlag 2014, 9,99 Euro

1946 rammte ein sowjetischer Offizier eine Lok der Harzer Schmalspurbahn gegen einen Prellbock. Warum? Weil er nicht wusste, wie er sie bremsen sollte. Der Reiseführer "Harz: Die 99 besonderen Seiten der Region" von Uwe Gerig ist voll mit solchen Anekdoten. So erfahren seine Leser auch, warum der Schriftsteller Goethe nie nach Quedlinburg gereist ist: weil dort ein Pastor lebte, der Schmähschriften über ihn verfasst hatte.
Autor Gerig ist im Harz aufgewachsen und erzählt auch aus seiner Kindheit dort. Er erinnert sich zum Beispiel an seine manchmal etwas gruseligen Besuche in der St.-Marien-Kirche in Harzgerode, wenn der Küster für ihn und seine Freunde den Sarg von Wilhelmine Augusta von Anhalt in der Gruft öffnete. Geschichten und Anekdoten statt aneinandergereihter Fakten - das gelingt dem Autor fast immer. Eine der wenigen Ausnahmen ist der Beitrag über Schloss Ballenstedt. Dort erinnern die geballten Jahreszahlen - elf auf einer Seite - doch eher an einen klassischen Baedeker-Reiseführer.
Hilfreich sind die vielen praktischen Tipps: Die Leser erfahren zum Beispiel, dass sie auch im Hochsommer bei einem Brocken-Besuch immer warme Kleidung und Regenschutz dabei haben sollten. Oder dass die Grosse'schen Buchhandlung in Clausthal-Zellerfeld die größte Auswahl an Harz-Literatur der Region bietet.
Insgesamt 99 Ziele hat der Autor beschrieben - in unterschiedlicher Länge, je nachdem, ob er sie als "das große Besondere", "das Besondere" oder "das kleine Besondere" sieht. Zu jedem Beitrag gibt es ein oder zwei große, ansprechende Fotos. Was fehlt ist eine Übersichtskarte, in die alle Ziele eingetragen sind.
Fazit:
Schöner Lesestoff für alle, die unterhaltsame Geschichten mögen.
Einfallsreiche Ziele und guter Service
Reiseführer: "Harz, aber herzlich" von Knut Diers, Gmeiner-Verlag 2016, 14,99 Euro

77 Ziele im Harz stellt Autor Knut Diers in "Harz, aber herzlich" vor. Darunter viele, die auch für Harz-Kenner neu sein dürften: zum Beispiel das Siebertal bei Altenau als Wanderziel, das Schachspiel mit menschlichen Figuren in Ströbeck bei Halberstadt oder der Iberger Albertturm bei Bad Grund, in deren Höhlen der Turmwirt Schnee sammelt, der dann im Sommer für Schneeballschlachten oder Schneemannbauen genutzt werden kann (immer Sonntags um 15 Uhr). Überhaupt können Winterfans in dem Reiseführer so einige neue Lieblingsplätze entdecken, wie den Hasselkopf, südlich von Braunlage, zum Rodeln oder Sankt Andreasberg zum alpinen Skifahren für Einsteiger.
Die Bebilderung ist auch hier großzügig und gut gelungen - wenn man über das gekünstelte PR-Foto zu den Monsterrollern am Wurmberg hinwegsieht, das aber zum Glück eine Ausnahme ist. Die Lieblingsplätze werden alle gleichwertig mit einem Foto und einer Seite Text vorgestellt.
Dank Orts- und Personenregister sowie einer Übersichtskarte findet man schnell Ziele an einem bestimmten Ort oder in der Nähe. Ein weiteres Plus: der Extra-Tipp auf jeder Seite mit Empfehlungen, was man in der Gegend noch machen kann (Restaurant, Wanderung etc.). Schade ist dagegen, dass sich der Verlag beim Titel und bei den Überschriften so wenig zeitgemäß zeigt. Was die Alliterationen im Titel schon fürchten lassen ("Harz, aber herzlich", "Wildnis, Weitsicht, Weltkultur") setzt sich bei den Überschriften im Buch fort: Formulierungen wie "Die Schöpfungskraft war enorm" oder" Kopf hoch zu heiteren Bildern" kommen anbiedernd und altmodisch rüber und dürften zumindest bei einem jüngeren, städtischen Publikum wenig Anklang finden.
Fazit:
Die Lieblingsplätze sind gut ausgewählt, eine Karte sorgt für den nötigen Überblick.
Hinweis:
Beide Reiseführer stellen nur einige ausgewählte Ziele im Harz vor. Deshalb ist es vor allem bei längeren Aufenthalten sinnvoll, zusätzlich einen Reiseführer zu nutzen, der die Basis-Informationen über den Harz liefert (z.B. Harz-Reiseführer für Individualisten). Wer mit Kindern unterwegs ist, ist mit speziellen Familienreiseführern gut beraten (z.B. Harz-Reiseführer für Familien).
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Wer schreibt hier?
Mein Name ist Monika Herbst. Ich bin Journalistin, lebe in Braunschweig und verbringe meine Freizeit so oft es geht im Harz - mit Familienausflügen, Wanderungen, Mountainbiken und gutem Essen. Wo es im Harz am schönsten ist, könnt ihr in meinem Blog lesen. Mehr dazu:
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