Schierke für Anfänger: Auf zu den Schnarcherklippen

Mein letzter Besuch in Schierke liegt gut sechs Jahre zurück. Schlechtes Essen, unfreundlicher Service - die Erfahrungen von damals ließen mich seither einen Bogen um den Ort machen (mehr unter: Harzlust - die Idee hinter dem Blog). Doch nach so vielen Jahren ist es Zeit für einen Neuanfang. Vielleicht klappt es ja doch noch mit uns beiden...

Stammhaus des Schierker Feuerstein in Schierke, aufwändig saniertes Gebäude von 1895, Alte Apotheke
Die Alte Apotheke von 1895 ist das Stammhaus des Schierker Feuersteins

Mit Verstärkung auf Entdeckertour

Sicherheitshalber habe ich Verstärkung mitgebracht - eine Freundin und ihren Hund. Wir laufen erst einmal durch den Ort, der sich drei Kilometer lang am Tal der Kalten Bode entlang zieht. Dabei entdecken wir schön restaurierte Häuser, wie das Rathaus von 1928, mit ausgemauerten Fachwerk auf einem Sockel aus Granit, und die aufwändig restaurierte ehemalige Apotheke, in der der Schierker Apotheker Willy Drube in den 1920er-Jahren einen Kräuterbitter gegen Verdauungsprobleme mixte: den "Schierker Feuerstein". Produziert wird dieser mittlerweile in Bad Lauterberg. Die ehemalige Apotheke ist heute Lager und Verkaufsladen und bietet neben dem Kräuterbitter noch zahlreiche Fanartikel. Neben diesen Schmuckstücken gibt es auch immer wieder Häuser, denen man ansieht, dass lange nichts an ihnen gemacht wurde. Und auch die Weihnachtsdeko an einem Ferienhaus wirkt Ende Februar nicht mehr ganz zeitgemäß. 

Nussecken und klamme Finger

Es ist ruhig in Schierke. Ab und zu sieht man ein paar dick eingepackte Mountainbiker, auch ein paar Spaziergänger sind unterwegs. Durch den Ort pfeift ein kalter Wind. Die versprochene Sonne hat sich am Nachmittag verabschiedet. Wir beschließen, uns mit Kaffee und Kuchen beim Brockenbäcker aufzuwärmen. Aus dem Aufwärmen wird leider nichts, Hunde dürfen nicht rein. Da wir das zitternde Tier nicht allein draußen sitzen lassen wollen, ziehen wir mit einer Tüte Nussecken wieder los. Die Finger sind klamm, aber die großartigen Nussecken sind es definitiv wert. Kuchen und Torten werden im Stammhaus in Tanne alle selbst hergestellt. Das nächste Mal kommen wir ohne Hund, denn können wir auch die Spezialität des Brockenbäckers probieren - die Brockentorte. 

Fassade des ehemaligen Luxus-Hotels Heinrich Heine in Schierke
Das ehemalige Luxus-Hotel Heinrich Heine

Heinrich-Heine - letzter Besuch vor dem Abriss

Was mich nach meinen letzten Erfahrungen sehr freut: Sowohl die Verkäuferin beim Brockenbäcker als auch der Mitarbeiter in der wenige Schritte entfernten Tourist-Information sind freundlich und hilfsbereit. Wir lassen uns von ihm den Weg zum ehemaligen Heinrich-Heine-Hotel erklären, ein Luxushotel, das Ende des 19. Jahrhunderts gebaut wurde und demnächst abgerissen werden soll (Mehr unter "Lost Places: Endgültiges Aus für einstiges Nobelhotel in Schierke"). Zumindest einmal wollen wir es noch sehen, bevor im Frühjahr die Abrissbagger anrücken, um für eine neue Anlage mit Ferienhäusern Platz zu schaffen. 

Verschneiter Waldweg auf dem Weg zu den Schnarcherklippen bei Schierke. Frau mit Hund.
Wanderung mit Hund: Auf dem Weg zu den Schnarcherklippen

Die Schnarcherklippen und Goethes "Faust"

Auch ein Abstecher in die Natur steht noch auf unserem Programm. Immerhin liegt der Ort mitten im Nationalpark, zahlreiche interessante Felsformationen und auch der Brocken sind in nächster Umgebung. Wir entscheiden uns für die 25 Meter hohen Schnarcherklippen als Ziel. Die schnarchenden Geräusche, die die beiden Granittürme im Wind erzeugen, hat Goethe im Faust verewigt. Wir starten vom Hotel Bodeblick in Unterschierke. Von dort aus ist der Weg beschildert und führt erst über einen Forstweg und dann etwa ab halber Wegstrecke über einen Pfad zu den Schnarcherklippen. 

Blick von den Schnarcherklippen nach unten
Nur für Schwindelfreie: von den Schnarcherklippen aus geht es 25 Meter nach unten

Vereiste Wege mit Blick auf Schierke

Begleitet werden wir vom Rauschen der Kalten Bode und vom gelegentlichen Pfeifen der Brockenbahn. Es liegt nur noch wenig Schnee, die Wege sind zum Teil vereist. Die Eisenleiter, die auf die Schnarcherklippen führt, ist steil, die schmalen Stufen teilweise ziemlich rutschig. Trotzdem lohnt sich der Aufstieg. Von oben kann man Schierke sehen, den Wurmberg und man kann ungefähr ahnen, wo sich der Brocken hinter den Wolken versteckt. 

Drei Menschen gehen vom Aussichtsplatz an den Schnarcherklippen nach unten
Abstieg von den Schnarcherklippen

Fazit: Schierke - die perfekte Auszeit!

Schierke hat eine ganze Menge zu bieten: vor allem die großartige Lage mitten im Nationalpark, viel Natur und das Gefühl, in eine andere Zeit einzutauchen. Es lag zu wenig Schnee, um Langläufer anzulocken, zum Wandern fehlte die Sonne. So waren selbst Sonntagnachmittag nur wenige Menschen unterwegs. Wer eine Auszeit aus dem hektischen Großstadt-Leben braucht, ist hier richtig. Wie schon in der Gründerzeit, als die Städter hier Zuflucht suchten, vor den dreckschleudernden Fabrikschloten zu Hause...

Informationen:

Unser Wanderung zu den Schnarcherklippen:

Ab dem Hotel Bodeblick in Unterschierke (Barenberg 1) führt ein beschilderter Weg zu den Schnarcherklippen. Gehzeit einfach (mit Teepause): 45 Minuten. Achtung: Der letzte Abzweig, kurz vor den Klippen, ist nicht mehr beschildert. Auf die hohen Steintürme zwischen den Bäumen achten. 

 

Parken: 

Im neuen Parkhaus "Am Winterbergtor". Auf der Vorderseite geht es über eine Fußgängerbrücke direkt in den Ort, auf der Rückseite starten verschiedene Wanderwege. Gebühren: 1 Euro pro Stunde (max. 8 Euro/ Tag). 

 

Tourist-Information Schierke:

Adresse: Brockenstraße 10, Schierke.

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr (Mai bis Oktober bis 18 Uhr), Samstag von 10 bis 16 Uhr, Sonntag von 10 bis 15 Uhr. 

 

Brockenbäcker

Adresse: Brockenstraße 17, Schierke.

Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 7 bis 11 Uhr und von 13 bis 17.30 Uhr, Samstag von 7 bis 17.30 Uhr, Sonntag von 8 bis 17.30 Uhr. Achtung: Betriebsferien von 4. bis 17.4.16

 

 

Weitere Beiträge:

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Gastbeitrag: Schierke - idealer Ausgangsort für Mountainbiker
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Wer schreibt hier?

Mein Name ist Monika Herbst. Ich bin Journalistin, lebe in Braunschweig und verbringe meine Freizeit so oft es geht im Harz - mit Familienausflügen, Wanderungen, Mountainbiken und gutem Essen. Wo es im Harz am schönsten ist, könnt ihr in meinem Blog lesen. Mehr dazu:

Harzlust - die Idee hinter dem Blog.


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Kommentare: 3
  • #1

    Mathias (Donnerstag, 03 März 2016 16:09)

    Hallo,

    ich kann nur bestätigen, dass Schierke einen Ausflug wert ist!

    Eine weitere tolle Wanderung bietet sich nördliche von Schierke an: Am Bahnhof vorbei (hier kann man auch parken, wie überall in Schierke gegen Gebühr) in nördlicher Richtung zur "Spinne", von dort nach Osten zum Trudenstein. Auch hier kann man über eine steile Leiter hinauf klettern und hat einen ähnlichen Ausblick auf Schierke und den Brocken wie von den Schnarcherklippen.

    Wer noch nicht genug hat, steigt wieder in nördlicher Richtung den steilen (!) Pfad hinauf zu den Bärenklippen. Hier beginnt eine märchenhafte Landschaft, man glaubt jeden Moment würden einem Trolle oder Rumpelstilzchen entgegen kommen, es ist ein Traum!

    Angekommen an den Leistenklippen beginnt die nächste Kletterpartie über eine steile Leiter. Hier oben erwartet einen bei gutem Wetter ein spektakulärer 360 Grad-Blick über das Harzvorland, den Brocken und die unterhalb liegenden Harzwälder.

    Jetzt geht es in süd-westlicher Richtung über den spektakulären Moorstieg zurück zur "Spinne" und weiter zum Bahnhof zurück. Wer will, kann auf dem letzten Abschnitt noch einen Abstecher zum Feuerstein machen, entweder der im Wald nördlich vom Bahnhof, oder der hochprozentige an der Hauptstraße in Schierke.

    In Summe sind das (von/bis Bahnhof) ca. 6 km, 300 hm und 300 tm

    https://graphhopper.com/maps/?point=51.765055%2C10.677279&point=51.772155%2C10.696607&point=51.776616%2C10.698559&point=51.781489%2C10.694364&point=51.777745%2C10.688667&point=51.765157%2C10.676694&locale=de-DE&vehicle=foot&weighting=fastest&elevation=true&layer=TF%20Cycle

  • #2

    Monika Herbst (Donnerstag, 03 März 2016 17:28)

    Hallo Mathias,
    prima, da sind wir ja auch schon für den nächsten Schierke-Besuch gut versorgt :)
    Danke für die Tipps!

  • #3

    Andrea (Freitag, 04 März 2016 16:27)

    Hallo Monika, och... das Heinrich-Heine wird nun tatsächlich abgerissen?
    Auch ich habe Schierke mehr durch Zufall entdeckt und es ist wirklich lohnenswert, nicht nur wegen der großen Vergangenheit und des leicht morbiden Charmes ;-) Meine Eindrücke habe ich unter https://anwolf.wordpress.com/2015/11/01/schierke-das-st-moritz-des-nordens-mit-brocken/ niedergeschrieben.
    Ich werde bestimmt noch mal hinfahren und die Schnarcherklippen besuchen! Liebe Grüße von Andrea