Empfehlung: Harz-Reiseführer für Individualisten

Der ortskundige Freund im Reisegepäck

"Harz" von Barbara Reiter und Michael Wistuba, Michael-Müller-Verlag, 2. komplett überarbeitete und aktualisierte Auflage, 2015. 16,90 Euro

Wenn es diesen Reiseführer nicht gäbe, müsste man ihn erfinden. Egal wo ich hinfahre: Wenn ich einen der Reiseführer aus dem Michael-Müller-Verlag im Gepäck habe, fühle ich mich, als wäre ich mit einem Freund unterwegs, der das Reiseland seit Jahren kennt. Dieser Freund warnt mich ehrlich vor Touristenfallen und gibt hilfreiche, praktische Tipps. 

 

Während ich bei anderen Reiseführern öfter das Gefühl hatte, der Autor oder die Autorin waren nie vor Ort und versuchen dieses Manko hinter nichtssagenden Floskeln zu verbergen, kenne ich das von den Reiseführern des Michael Müller Verlags nicht. Dabei wohnen die Autoren zum Teil nicht gerade um die Ecke: Barbara Reiter und Michael Wistuba, von denen der Harz-Reiseführer stammt, leben in Österreich.
Dabei ist gerade der Blick von außen wertvoll: Die beiden gestehen im Vorwort, dass sie vom Harz anfangs wenig begeistert waren: Gaststätten aus den 70er Jahren, Betonhochhäuser, überfüllte Großparkplätze, das war nicht ihr Ding. Dann lernten sie den Harz außerhalb der Hotspots kennen: Sie besuchten die Teufelsmauer, das Selketal, die Fachwerkstädte, verschiedene Slow-Food-Lokale und die Loipen in Schierke. Heute sind sie fasziniert von der Gegend.
So ehrlich und authentisch das Vorwort ist, so realistisch sind die Texte und Empfehlungen im Reiseführer. Über die Fußgängerzone in Bad Harzburg schreiben die Autoren zum Beispiel wahrheitsgemäß: „Heute bevölkert betagtes Publikum die Fußgängerzone, in der sich Holzverschalung an Nachkriegsbeton reiht“. 
Neue Ziele wie der Baumwipfelpfad oder das Gast- und Logierhaus auf dem Burgberg von Bad Harzburg sind zuverlässig in der „komplett überarbeiteten und aktualisierten“ Auflage enthalten. Die 14 enthaltenen Wandertouren sind gut ausgewählt. Sie erstrecken sich über das gesamte Harzgebiet und bieten ganz unterschiedliche Längen und Schwierigkeitsgrade, so dass sowohl für Familien als auch für ambitionierte Wanderer etwas dabei ist. Für erstere bietet sich zum Beispiel der Liebesbankweg an, für Letztere der Aufstieg zum Brocken über das Eckerloch. Die Wanderungen, die wir ausprobiert haben, wurden verlässlich beschrieben, GPS-Daten sind vorhanden. 
 
Die Gliederung ist übersichtlich, auf lesenswerte Einblicke in Natur und Geschichte folgen die nach Regionen gegliederten Reiseziele. Highlights sind farbig hervorgehoben. Eine kurzes, aber sehr hilfreiches Kapitel listet die besten Ziele für Familien auf.
Schönes Extra: Ein grünes Blatt markiert Betriebe, die auf regionale und nachhaltig erzeugte Produkte setzen. In separaten Kästen gibt es Hintergrundinfos zu Harz-Literatur und -Architektur, zur Oberharzer Wasserwirtschaft, zu den Stauseen oder zum Brockengespenst (das "Gespenst" ist ein optischer Effekt, der typisch für den Brocken ist. An trüben Tagen bewegt sich der eigene Schatten wallend in einer Nebelwand.)
Der Verlag selbst beschreibt das Ziel seiner Reiseführer so: "... keine kunst- und kulturhistorischen Höhenflüge, keine übertriebenen Demutsgesten gegenüber den vermeintlichen oder tatsächlichen Top-Sehenswürdigkeiten des Reiseziels. Anstatt dessen viel 'Kleinkram' mit praktischem Nutzwert und ...lohnenswerte Ziele abseits der 'üblichen Sehenswürdigkeiten'..." Diese Beschreibung passt auch für den Harz-Reiseführer perfekt. Sehr sympathisch ist die Selbstironie auf der Internetseite des Verlags: Dort steht über den ersten 1979 erschienenen Reiseführer, die Auslegung der damals geltenden Rechtschreibregeln sei bisweilen großzügig gewesen. Schön, wenn ein Verlag sich nicht so bierernst nimmt!

Fazit: 

Der Harz-Reiseführer des Michael-Müller-Verlags ist unter den "Allroundern" mein absoluter Favorit. Bis auf winzige Fehler im Layout (Öffnungszeiten und Preise des Baumwipfelpfades in Bad Harzburg sind dem Haus der Natur zugeordnet) gibt es aus meiner Sicht absolut nichts zu meckern. 

Wandern im Harz - welche Reiseführer sind empfehlenswert?

Ich habe mir viele Harz-Reiseführer angesehen, um die Besten auswählen und vorstellen zu können. Meine Lücke sind (noch) die Wanderführer. Wo bekommt ihr eure Ideen für Wanderungen im Harz? Welche Wanderführer, Apps und Internetseiten könnt ihr empfehlen und warum? Ich freue mich über Kommentare!

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Wer schreibt hier?

Mein Name ist Monika Herbst. Ich bin Journalistin, lebe in Braunschweig und verbringe meine Freizeit so oft es geht im Harz - mit Familienausflügen, Wanderungen, Mountainbiken und gutem Essen. Wo es im Harz am schönsten ist, könnt ihr in meinem Blog lesen. Mehr dazu:

Harzlust - die Idee hinter dem Blog.


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Kommentare: 2
  • #1

    Antje Radcke (Mittwoch, 16 Dezember 2015 21:01)

    Danke, für deine hervorragenden Rezensionen. Damit kann ich als potenzielle Leserin (oder "Empfehlerin") wirklich was anfangen!

    Herzlichen Gruß aus Wolfshagen im Harz
    Antje

  • #2

    Monika Herbst (Mittwoch, 16 Dezember 2015 22:07)

    Liebe Antje,

    vielen Dank, das freut mich sehr! Wobei du mit deinen Harz-Kenntnissen sicher ohne Reiseführer klar kommst ;) (oder den nächsten schreiben könntest).

    Herzliche Grüße, Monika