
Wer sich für Architektur interessiert, sollte auf jeden Fall in den Harz fahren. Allein die wertvollen Fachwerk-Gebäude in Goslar und Quedlinburg sind laut Expertenmeinung bundesweit unübertroffen.
Alte Bausubstanz vor allem in kleineren Städten
Goslar, Quedlinburg und Stolberg - diese drei Harz-Städte haben der Braunschweiger Bauhistoriker Elmar Arnhold und sein Nürnberger Kollege Pablo de la Riestra für ihren gerade erschienenen Bildband ausgewählt. In "Das unzerstörte Erbe Deutschlands" (siehe Buchtipp) stellen sie 50 besonders sehenswerte historische Städte aus ganz Deutschland vor. Meist sind es kleinere Städte. Der Grund: Im zweiten Weltkrieg waren vor allem die großen Städte Ziel der Bombardierungen. Allein in Braunschweig und Frankfurt/ Main wurden im Krieg mehr als 90 Prozent der historischen Bausubstanz zerstört. In den kleineren Städten findet man dagegen oft noch gut erhaltene historische Gebäude.
Was Architektur-Interessierte nicht verpassen sollten
Anschaulich und auch für Laien gut verständlich erklären die beiden Experten, was Goslar, Quedlinburg und Stolberg so besonders macht und welche Gebäude man bei einem
Besuch nicht verpassen sollte. Ein Einblick:
Goslar: Der Bergbau lockte die Herrscher an

- Was die Stadt Goslar besonders macht: Der Bergbau sorgte dafür, dass Goslar für die Herrscher im Mittelalter besonders attraktiv war. Ihre Anwesenheit lockte wiederum Kaufleute und Handwerker an. Mit vermutlich 10.000 Einwohnern galt Goslar im Mittelalter als Großstadt.
- Was man unbedingt ansehen sollte: Die Goslarer Pfalz Heinrichs III. gehört nach Einschätzung der Experten zu den größten und wichtigsten weltlichen Bauten des Hochmittelalters. Ein attraktives Ziel sind auch die spätgotischen Gebäude am Markt, wie das Rathaus und das Haus "Kaiserworth". Auch für die Fachwerkhäuser sollte man sich Zeit nehmen, z.B. für die geschlossenen Ensembles in der Peterstraße oder das "Brusttuch" (Hoher Weg 1), ein Haus mit trapezförmigem Grundriss und übersteilem Giebel, in dem ein Hotel untergebracht ist.
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Quedlinburg: Unesco-Welterbe, 1300 Fachwerkbauten und ein Fachwerk-Museum

- Was die Stadt Quedlinburg besonders macht: Der herausragende Bestand an Fachwerkgebäuden hat dem historischen Stadtkern von Quedlinburg den Titel Unesco-Welterbestätte eingebracht. An Prominenz mangelte es früher nicht: Der erste Herrscher des Deutschen Reiches, König Heinrich I., hielt sich am liebsten in Quedlinburg auf. Und auch die Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches ließen sich gerne dort blicken. An die 1300 Fachwerkbauten sind noch erhalten, entstanden zwischen dem späten 13. und dem Ende des 19. Jahrhunderts.
- Was man unbedingt ansehen sollte: Das Schloss und die Stiftskirche St. Servatii (Dom) und das Gebäude des Museums für Fachwerk-Architektur (Wordgasse 3, von 1347). Besonders sehenswert ist auch das Haus Börse (Am Steinweg 23), dass mit den pyramidenförmigen Balkenköpfen, den Füllungen mit Backstein-Mauerwerk und dem Erker typisch ist für die Epoche zwischen 1650 und 1700. Die Häuserzeile "Am Stieg" gehört zu den schönsten Fachwerk-Ensembles in Quedlinburg.
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Stolberg: Fast alle Einwohner leben in Fachwerkhäusern

- Was die Stadt Stolberg besonders macht: Stolberg gehört zu den kleinsten der vorgestellten Städte. Die nicht mal 1300 Einwohner leben fast alle in historischen Fachwerkhäusern. Ein wichtiger Handelsweg von Braunschweig nach Erfurt führte über Stolberg. Einnahmen brachte ansonsten vor allem der Bergbau (Kupfer und Silber), auf den auch der Name Stolberg zurückgeht. Die Straßen der kleinen Stadt verteilen sich auf vier Täler. Aufgrund der Tallage war eine Erweiterung und damit eine Zersiedlung nicht möglich. Die Grafen von Stolberg regierten die Stadt, ihr Schloss thront oben.
- Was man unbedingt ansehen sollte: Das Schloss, das die Deutsche Stiftung Denkmalschutz übernommen hat und derzeit instand setzt. In der Stadt selbst gibt es 350 Fachwerkbauten, entstanden zwischen 15. und 19. Jahrhundert. Sogar 18 Gebäude aus dem Spätmittelalter sind noch erhalten, zum Beispiel das Museum (Rittergasse 14, um 1450), aus einer Zeit, als Schmuckformen noch unüblich waren. Das Museum "Alte Münze" (Niedergasse 19, um 1535), ist das älteste erhaltene Gebäude mit Fächerrosetten, diese wurden später prägend für die Fachwerkarchitektur in ganz Norddeutschland.
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Buchtipp:
Elmar Arnhold und Pablo de la Riestra: "Das unzerstörte Erbe Deutschlands" (Husum-Verlag, 2015), 39,95 Euro.
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