"Eine Hängebrücke?" Mein sechsjähriger Sohn hebt den Kopf. "So eine wie in den Donald-Duck-Büchern? Wo führt die denn rüber?" Diesmal müssen wir ihn nicht zum Wandern überreden. Den Weltwald mit seinen Mammutbäumen und der Hängebrücke will er unbedingt sehen.
Der Weltwald liegt bei Bad Grund, im Westen des Harzes und ist ein Phänomen: In den gängigen Harzreiseführern wird er meistens nicht erwähnt, und wenn doch, dann nur am Rande. Dabei lohnt sich ein Besuch unbedingt - vor allem, wenn man mit Kindern unterwegs ist. Das scheint sich rumgesprochen zu haben, jetzt am Wochenende sind dort viele Spaziergänger unterwegs. Klar, schließlich lockt jetzt auch die intensive Blattfärbung vor allem der nordamerikanischen Baumarten, der "Indian Summer".
Früher wuchsen alte Fichten auf der Fläche, auf der heute der Weltwald steht. Ein Sturm fegte 1972 einen Großteil davon um. Die Flächen wurden daraufhin mit Bäumen aus fremden Ländern bepflanzt. Zum einen, um ein attraktives Erholungsgebiet zu schaffen, zum anderen, um herauszufinden, welche Arten für das Klima im Harz gut geeignet sind.
Inzwischen gibt es rund 600 verschiedene Baum- und Straucharten im Weltwald. Es soll der größte botanische Baumgarten in Deutschland sein. Ein Wegenetz mit insgesamt 12 Kilometern Länge führt vorbei an Bäumen aus Nordamerika, Asien und Europa wie Weihrauchzeder, Drehkiefer, Mammutbaum oder Küstentanne.
Wir laufen den 1,7 Kilometer langen Erlebnispfad entlang, der auch Indianerpfad genannt wird. An dessen Ende ist die Hängebrücke. Der Pfad wurde vor rund drei Jahren neu eingerichtet und ist vor allem für Kinder einfach toll. Sie können auf dem Aussichtsturm Ausschau halten nach Bison, Grizzlybär oder Weißkopfseeadler, die als lebensgroße Figuren in der Gegend aufgestellt sind. Oder sie zeigen beim Weitsprung, ob sie mit Pfeifhase, Rothörnchen oder Kojote mithalten können - und erfahren ganz nebenbei, welche Tiere in Nordamerika leben.
Dass man durch den Stamm des noch eher zierlichen Mammutbäumchens im Weltwald im Gegensatz zu den großen Familienangehörigen in den USA keineswegs mit dem Auto fahren kann, stört unseren Sechsjährigen nicht. Zeigen doch die kreisförmig drum herum platzierten Baumstümpfe sehr deutlich, wie groß der Stammumfang in, sagen wir mal, 3000 Jahren sein wird. Lange überlegt er, wie viel Ur-, Ur-, Ur- Vorsilben nötig sind, bis er bei den Nachfahren angelangt ist, die in den Genuss kommen werden...
Ach so, die Hängebrücke führt übrigens nicht wie bei Disney üblich über einen gefährlichen reißenden Fluss, sondern über einen harmlosen Taleinschnitt. Dafür schaukelt sie schön.
Fazit:
Der Weltwald ist ein attraktives Ziel für Familien - vor allem auch für diejenigen, die nicht so viel Geld zur Verfügung haben. Der Eintritt ist kostenlos.
Weitere Informationen:
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Strecke: Der Erlebnispfad oder Indianerpfad, wie er auch genannt wird, ist 1,7 Kilometer lang und führt auf schmalen Wegen zum Teil steil auf und ab. Er ist nicht
kinderwagengeeignet. Feste Schuhe sind nötig.
- Parken: Mit gehfaulen Kindern vom Parkplatz Hübichenstein (zwischen Clausthal-Zellerfeld und Seesen bei Bad Grund) noch ein Stück weiter südlich Richtung Bad Grund fahren und direkt am Eingang E1 parken (siehe Flyer Erlebnispfad)
- Eintritt: kostenlos
- Regeln: Radfahren und Reiten sind verboten, Hunde müssen an der Leine geführt werden
- Und sonst? Weitere Infos unter www.weltwald-harz.de
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