Gruseln auf dem Höhenwanderweg um Sankt Andreasberg

Höhenwanderweg um St. Andreasberg: Kaputter Kaum am Galgenberg, dahinter dunkle Wolken

Der Wind lässt die Blätter rauschen, plötzlich wird es duster - eine Wolke hat sich vor die Sonne geschoben. Eine unheimliche Atmosphäre, zumal, wenn man gerade auf dem Weg zum Galgenberg in Sankt Andreasberg ist. Der heißt nicht zufällig so: Im 17. Jahrhundert wurde dort ein Galgen errichtet. Die Todesstrafe wurde zum Beispiel bei schwerem Raub verhängt, oder für den Schichtmeister, der im Bergwerk unter anderem für die Löhne zuständig war, wenn dieser Geld veruntreute. Und dann fällt mir auch noch der Krimi ein ("Harter Brocken"), den ich vor einigen Monaten gesehen habe - gedreht in Sankt Andreasberg. 

Höhenwanderweg Sankt Andreasberg: Jordanshöhe in westlicher Richtung, Schotterweg, Wiesen, Bank

Von der nervlichen Anspannung auf dem Weg zum Galgenberg abgesehen, ist der Höhenwanderweg rund um Sankt Andreasberg eine beschauliche Sache. Das Besondere sind die vielen Bergwiesen. Allerdings bin ich spät dran: Im Mai und Juni sind sie voller bunter Blüten - jetzt, Ende Juli, ist davon nicht mehr allzu viel übrig. Ausgangspunkt ist der Parkplatz Jordanshöhe (siehe Karte). Von dort aus laufe ich in Richtung Westen, an grasendem Harzer Höhenvieh - einer heimischen Rinderart - vorbei, zwischen Bergwiesen und mit Aussicht auf Sankt Andreasberg. Der Schotterweg geht deutlich bergab, ich komme schnell voran. 

Höhenwanderweg Sankt Andreasberg: Kurt-Reulecke-Hütte

Kurz vor der Kurt-Reulecke-Hütte führt der Weg im Wald weiter. 

Höhenwanderweg Sankt Andreasberg: Blick durch eine Baumlücke auf den südlich gelegenen Galgenberg

Nach einer Weile kann ich zwischen den Bäumen einen ersten Blick auf den weiter südlich gelegenen Galgenberg werfen. Selbst von der Ferne wirkt er nicht gerade anheimelnd - woran vermutlich schon der Name "Galgenberg" schuld ist. 

Höhenwanderweg Sankt Andreasberg: am Fluss Sperrlutter

Auf großen Steinen und einem Holzbalken geht es über den Bach Sperrlutter. 

Höhenwanderweg Sankt Andreasberg: Farn im Sonnenlicht
Höhenwanderweg Sankt Andreasberg: rot bemaltes Holzhaus in der Unterstadt

Ankunft in der Unterstadt von Sankt Andreasberg. Die Holzhäuser der Bergstadt sind in verschiedenen Farben bemalt, viele davon üppig mit Blumen geschmückt. Das sieht sehr einladend aus...

Höhenwanderweg Sankt Andreasberg: Schild mit der Aufschrift "Die Unterstadt grüßt Dich Wanderer"

Sehr nett auch dieser kleine Gruß an die Wanderer am Straßenrand...

Höhenwanderweg Sankt Andreasberg: Schafweide mit Pony unterhalb des Galgenbergs

Und dann geht es auch schon hoch auf den Galgenberg (594 Meter Höhe). Die unheimliche Stimmung wird zum Glück schnell durch blökende Schafe und ein niedliches Pony vertrieben, an denen ich auf den letzten Metern zu der berüchtigten Anhöhe vorbei laufe.  

Höhenwanderweg Sankt Andreasberg: Pony mit heller Mähne
Höhenwanderweg Sankt Andreasberg: am Fuße des Galgenbergs
Sankt Andreasberg: extreme Steigungen/ Gefälle in der Stadt

Da ich noch zur Tourist-Information will, weiche ich nach dem Galgenberg von der Route ab und gehe über die Arme-Sünder-Gasse Richtung Kurpark. Die Gasse heißt so, weil der Fußmarsch für die Verurteilten hier entlang führte - vom Zentrum, wo sich Gericht und Gefängnis befanden, zum Galgenberg.


Sankt Andreasberg gilt als die Stadt mit den steilsten Straßen im Oberharz. Das kann man beim Blick von der Armen-Sünder-Gasse in die Stadt gut nachvollziehen. Wer für sein Lauftraining kernige Intervall-Einheiten braucht, sollte in Sankt Andreasberg Urlaub machen. Da die Tourist-Information bald schließt, muss ich mich beeilen - der kurze Weg ist das anstrengendste Stück der Tour, verschwitzt und nach Luft schnappend komme ich dort an. 

Wiesenblume Sankt Andreasberg, Jordanshöhe

Eigentlich will ich noch den südlichen Teil des Höhenwanderwegs gehen, aber die Wolken werden immer mehr und für den späten Nachmittag und Abend sind Sturmböen angekündigt. Also verschiebe ich das Vorhaben. Von der Tourist-Info mit einem Stadtplan ausgestattet beschließe ich, noch einen kurzen Abstecher in die Gegend östlich von Sankt Andreasberg zu machen und von dort zum Parkplatz zu laufen. Über die Straße "Am Gesehr" geht es zur Jordanshöhe, und dann vorbei an Bergwiesen, Schullandheimen, Hütten und einem Stück des Harzer Hexenstiegs zurück zum Ausgangspunkt. Schön war's! Und den ganzen Höhenweg laufe ich auf jeden Fall auch noch mal...

Höhenwanderweg Sankt Andreasberg

  • Entfernung: 18 km. Dauer: 6-7 Stunden. Bei der Zeitangabe dürften einige längere Pausen berücksichtigt worden sein. Alternativ kann man ganz unkompliziert auch nur die halbe Tour gehen). Die Tourbeschreibung mit Karte gibt es als pdf unter: http://navigator.geolife.de
  • Der Höhenwanderweg führt rund um Sankt Andreasberg. Man kann sich also nicht ernsthaft verlaufen und hat fast überall die Möglichkeit, abzukürzen oder die Tour zu beenden.

  • Der Weg ist abwechslungsreich und sehr gut für Kinder geeignet, aber nicht für Kinderwagen.

Weitere Informationen: 

  • Was kann man in Sankt Andreasberg noch unternehmen? Zu den Highlights gehören u.a. die Sommerrodelbahn, das Nationalparkhaus und die Grube Samson. Mehr unter: www.info-harz.de

Weiterlesen: Wandern im Harz

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Kommentare: 2
  • #1

    Juliane (Montag, 23 Mai 2016 08:56)

    Liebe Monika,
    am Samstag bin ich endlich mal diesen von Dir vorgeschlagenen Rundwanderweg gelaufen und Du hast nicht zu viel versprochen, es war eine wirklich tolle und abwechslungsreiche Wanderung. Es ging nicht nur durch Wald, sondern immer wieder über schöne Bergwiesen, mit tollen Ausblicken in die Täler - einfach klasse! Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass sie eine der schönsten Wanderungen war, die ich im Harz gemacht habe!! Wir haben für die Runde inkl. Pausen genau 5 Stunden gebraucht.
    Liebe Grüße aus Göttingen,
    Juliane

  • #2

    Monika (Dienstag, 24 Mai 2016 10:44)

    Liebe Juliane,

    vielen Dank für deinen Kommentar. Toll, dass ihr ganz rumgelaufen seid. Ihr habt euch die beste Jahreszeit ausgesucht - dann, wenn die Bergwiesen blühen. Ich war ja damals schon etwas zu spät dran...

    Liebe Grüße,
    Monika