Ist Langlauf spannender als Wandern?
"Mama, wie geht Langlaufen?", will mein fünfjähriger Sohn wissen. Seit diesem Winter fährt er begeistert Abfahrtsski, vielleicht lässt er sich ja noch für andere Wintersportarten begeistern. Ich habe ihm vorgeschlagen, Langlaufen zu gehen. Allerdings findet er Wandern ziemlich schrecklich und Langlaufen ist ja auch nicht so wirklich anders. Ob ihm das wirklich Spaß macht? Er hat Lust dazu. Also probieren wir es aus.
Liegt im Harz überhaupt noch genügend Schnee?
In Braunschweig und in Bad Harzburg ist es frühlingshaft mild. Mittags zeigt das Thermometer 8,5 Grad. Kann man bei dem Wetter überhaupt noch Langlaufen gehen? Man kann: Tatsächlich sind zwei Drittel der Loipen im Harz gespurt. Sicherheitshalber fahren wir nach Torfhaus, mit 800 Metern einer der höchsten Punkte im Harz. Hier liegt oft noch am längsten Schnee.
In Torfhaus ist es deutlich ruhiger geworden
Zwar muss man gegen Mittag bei 2 Grad und Sonne am Parkplatz aufpassen, nicht in eine Pfütze mit Tauwasser zu treten, aber die Loipen sind frisch gespurt und nach wie vor in prima
Zustand. Und es ist deutlich weniger los, als Anfang Februar (Winterzauber im Harz: Langlaufen bei Torfhaus). Vor den Toiletten und am Imbiss gibt es nur kurze Warteschlangen und auch die Rodler auf
dem Hang treten sich nicht mehr ständig gegenseitig auf die Füße.
Wir holen am Skiverleih direkt am Großparkplatz in Torfhaus die Ski für unseren
Sohn. Es ist schob spät, nach halb elf und alle Schuhe in seiner Größe sind schon vergeben. Macht nichts, die etwas größeren Schuhe sitzen auch ganz gut und so lange sind wir
sicher nicht unterwegs. Für die Kleinen (Skilänge bis 1,30 Meter) kostet die Leihausrüstung acht Euro am Tag. Wir gehen parallel zum Rodelhang runter Richtung Loipe. Unser Sohn
ist hochmotiviert - obwohl er alle paar Meter stürzt. Es macht ihm Spaß, anfangs. Bis ihm das Stürzen zu viel wird und er frustriert die Ski abmacht. Ihm reicht's, nach ungefähr einem
Kilometer. Also Spielpause (die erste Esspause hatten wir zu dem Zeitpunkt schon hinter uns, die zweite sollte bald folgen). Er legt sich rückwärts in den Schnee und bewegt die Arme auf und
ab: ein Schnee-Engel.
Zu zweit türmen wir einen Schneeberg auf, bis Papa mit dem rettenden "Abschleppseil" kommt. Die beiden machen sich auf den Rückweg, ich fahre noch ein Stück alleine weiter.
An diesem Abzweig (1,8 Kilometer von Torfhaus entfernt) drehe ich um. Ich hänge meinen Gedanken nach, als ich auf einmal etwas Blaues auf mich zu flitzen sehe. Sieht ganz nach meinem Sohn aus. Was ist denn mit dem passiert? Er macht ordentlich Tempo, schiebt sich mit beiden Stöcken gleichzeitig voran. Ich war mir sicher, dass er längst Kakao trinkend irgendwo in der Sonne sitzt. Mein Mann fährt grinsend hinterher. Ganz plötzlich sei die Motivation wieder da gewesen, berichtet er: "Nein Papa, nicht zurück, ich will noch fahren", hieß es auf einmal. Also drehten sie wieder um. Auf dem Heimweg sagt mein Sohn: "Langlaufen ist viel schöner als Wandern."
Kommentar schreiben