Stolberg im Harz, an einem dunklen, verregneten Dezembertag um 16 Uhr. Den erhofften Schnee haben wir uns längst abgeschminkt. Was jetzt? Sollen wir unsere Laune dem schlechten Wetter anpassen? Bevor es so weit kommt, finden wir ein kleines Café, das uns so gut gefällt, dass wir gar kein Rausgeh-Wetter mehr wollen...
Café Alt: Großartiger Kuchen und liebevolle Einrichtung
Der 1400-Einwohner-Ort Stolberg im Südharz lockt Besucher vor allem mit der Fachwerk-Architektur und dem Schloss. Unser Lieblings-Fachwerkgebäude ist eindeutig das, in dem das Café Alt untergebracht ist, in der Stubengasse, nur ein paar Schritte vom Marktplatz entfernt.
Wir sind begeistert von der schönen Einrichtung mit viel altem Holz und den harmonierenden Farbtönen in grau, mint und flieder. Die Tische und Bänke wurden aus alten Baugerüstbohlen angefertig. Im ersten Stock warnt ein Schild vor den tief angebrachten Holzbalken: "Bitte auf die Kopfhöhe achten! Danke".
Der selbst gebackene Kuchen schmeckt großartig. Wir probieren Pflaumenkuchen mit Schmand, Schoko-Walnuss-Kuchen und Schokokuchen mit Vanillecreme und Kokossträusel. Dazu gibt es tollen Kaffee und für unseren Sohn eine Box mit Spielsachen. Er brummelt etwas von Babykrams, für den Inhalt fühlt er sich mit seinen fünf Jahren schon zu alt. Stattdessen schnappt er sich fasziniert eines der alten Bücher, die zur Dekoration auf einem Holzbalken stehen. Die nette Servicekraft gibt uns sofort das Gefühl, hier willkommen zu sein. Der Kuchen tut sein übriges.
Wir plauschen mit Inhaberin Wiebke Alt, die mit ihrem Mann Dirk das Café in viel Eigenarbeit ausgebaut hat. Vor der Eröffnung im Sommer 2013, mussten sie Holzbalken, Steine und Wände des alten Hauses erneuern. Lange machten sie sich Gedanken über die richtige Einrichtung, das zeigen auch die vielen Wohnzeitschriften, die sich in einer Ecke stapeln.
Vanilleschoten statt Backmischungen und Aromen
Viele Ideen kamen ihnen spontan. So haben sie die Farbproben des Herstellers genutzt, um die Holzlatten am Tresen damit zu streichen. Ein schöner Blickfang. Auch sonst gingen die Gastronomie-Quereinsteiger ihren eigenen Weg. Den Vertreter, der zwar Fertigbackmischungen im Programm hatte, aber keine Vanilleschoten ("Wozu gibt es Vanillearoma?") setzten sie schnell wieder vor die Tür. Wiebke Alt backt selbst. Wenn es geht, greift sie dabei auf regionale Zutaten zurück, die Äpfel für den Apfelkuchen stammen zum Beispiel aus dem Garten einer Mitarbeiterin.
Und sonst? Spaziergang durch Stolberg
Klar, einen Bummel durch die Fachwerkstraßen und hoch zum Schloss sollte man in Stolberg in jedem Fall einplanen. Die Straßen und Häuser sind Anfang der 90er Jahre zeitgleich saniert worden. Schick ist es geworden. Die Gehwege sind allerdings stellenweise so schmal, dass man als Fußgänger auf die Straße gehen muss. Das ist nicht ganz ungefährlich. Die Autos brettern mit ordentlich Tempo über das Kopfsteinpflaster, das Tempo-30-Schild scheint niemanden zu interessieren.
Wanderung auf Luthers Spuren
Wir wollen uns das alles auch noch mal von oben ansehen und natürlich einen Stempel für den Wanderpass ergattern und machen eine etwa fünf Kilometer lange Wanderung - erst zur Lutherbuche und dann zur 1000-jährigen Hunrodeiche (oder dem, was davon übrig ist).
Im Sommer sind die Laubwälder um Stolberg bestimmt ein schönes Ziel. Bei Matschpatsch-Untergrund nach tagelangem Regen und mit starkem Wind als Begleiter ist das Vergnügen
allerdings nicht ganz so groß.
Direkt am Bahnhof geht die Himmelsleiter, eine steile Treppe, hoch zur Lutherbuche. Von dort hat man einen schönen Blick auf Stolberg und das Schloss. Wie das an der Buche angebrachte Schild erklärt, geht der Name auf Martin Luther zurück, den Urheber der Reformation. Er soll den Anblick Stolbergs von oben mit einem Vogel verglichen haben, mit dem Schloss als Kopf. Naja, wenn er meint...
Der Weg führt weiter bergauf zur Stempelstelle an der 1000 Jahre alten Eiche. Wind pfeift uns um die Ohren. Mein Sohn meckert. Wandern ist ja schon schlimm genug und dann auch noch bei schlechtem Wetter... Die Route führt einige hundert Meter an einer asphaltierten Straße entlang. Kurz vor den ersten Häusern des Stolberger Ortsteils Hainfeld steht auf der rechten Seite der immerhin noch mehrere Meter hohe Stumpf der alten Eiche - und daneben der Stempelkasten. Geschafft. Jetzt schnell zurück ins Warme, in das gemütliche Café Alt.
Weitere Informationen:
Café Alt, Stubengasse 1, Stolberg. Telefon: 034654/ 859972.
Öffnungszeiten: Montag Ruhetag, an allen anderen Tagen von 12 bis 18 Uhr
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Barbara (Samstag, 09 April 2016 16:24)
Hallo Monika,
wir kommen gerade zurück aus Stolberg und dem Cafe Alt. Vielen Dank für den Tipp! Begeistert waren wir von der schönen Einrichtung, der freundlichen Bedienung und dem köstlichen Apfelkuchen.
Es gibt so einige Cafes im Harz, die uns ebenso gut gefallen. Kennen Sie das Cafe Froschkönig in Gernrode (www.gernrode-froschkönig.de) oder das Cafe Drahtzug bei Mägdesprung (www.drahtzug-cafe.de)? Beide bieten feine hausgemachte Kuchen und überzeugen mit toller Lage und origineller Einrichtung. Stempelkästen sind auch in der Nähe.
Grüße aus Quedlinburg von
Barbara
Monika (Samstag, 09 April 2016 20:21)
Hallo Barbara,
toll, dass ihr euch dort wohlgefühlt habt! Und ganz lieben Dank für die beiden Tipps. Für hausgemachten Kuchen bin ich immer zu haben - und die Stempelkästen dazu werden meinen Sohn freuen. Wir werden also sicher mal dorthin fahren :)
Herzlichen Dank und viele Grüße nach Quedlinburg,
Monika
Manfred Bonewitz (Donnerstag, 04 Januar 2018 12:47)
Hallo Monika,
auch wenn ich deinen Bericht jetzt erst entdeckt habe, uns ging es genauso mit der Entdeckung des Cafés an einem Februartag 2014. Ich bin sogar noch eine Stunde rausgegangen bis zur Lutherbuche bei Nieselregen und Dämmerung, während Frau und Kind SEHR gerne im Café auf mich gewartet haben.
Viele Grüße aus Berlin
Manfred
Monika (Freitag, 05 Januar 2018 21:24)
Hallo Manfred,
vielen Dank für deinen Kommentar. Das ist ja ein witziger Zufall ... Dabei muss ich zu Stolbergs Ehrenrettung sagen: Es gibt dort auch Sonnenschein (zum Glück kann man ja auch bei schönem Wetter Kuchen essen ;))
Schöne Grüße nach Berlin,
Monika