Pilze und Stempel sammeln bei Königshütte im Harz

Die Wanderung hat sich gelohnt! Der 6,5-Kilometer-Rundweg um die "Überleitungssperre" bei Königshütte hat uns um drei Dinge bereichert: zwei Stempel für den Harz-Wanderpass, eine Riesenportion frischer Waldpilze und einen Crash-Kurs in Wander-Motivation für Kinder...

Brücke über die "Warme Bode" bei Königshütte
Die Wanderung startet hinter dem Parkplatz an der Tanner Straße in Königshütte. Der Weg führt über die "Warme Bode".

"Ich bin so müde". "Meine Beine tun mir sooo weh". Eben ist unser fünfjähriger Sohn noch hochmotiviert den schmalen Pfad zur Ruine Königsburg hochgelaufen, hat die Überreste der Burg bestaunt (ein gut erhaltener Burggraben und ein Burgturm, auf dem mittlerweile Bäume wachsen) und einen Stempel in seinen Wanderpass gemacht. Kaum kommen wir auf den Hauptweg zurück, auf dem wir die "Überleitungssperre" umrunden wollen, ist Schluss mit der Motivation. Wir sind bestimmt schon mindestens ein Fünfundzwanzigstel des geplanten Weges gelaufen, da muss man mit ersten Tiefs rechnen...

Ruine Königsburg
Ruine Königsburg: Mal gucken, ob noch ein Ritter da ist

Im Ernst: Mir wird langsam klar, dass ein Weg, der als "kinderwagentauglich" eingestuft wird, zwar den Vorteil hat, dass man das müde Kind auch mal ein paar Kilometer schieben und so tatsächlich selbst auch mal wandern kann, aber er hat auch einen entscheidenden Nachteil: Es handelt sich dabei in der Regel um eine breite Forststraße. Also das, was Mountainbiker gerne abfällig als Forstautobahn bezeichnen, weil es das Gegenteil von Fahrspaß bedeutet. Und leider auch das Gegenteil von Wanderspaß. Unser Sohn reagiert sofort wie ein Seismograph, sobald wir auf den Hauptweg kommen - und sobald wir ihn verlassen.

Blick von der Sperrmauer/ Trogfurter Brücke auf die Überleitungssperre Königshütte
Dunkle Wolken über der Überleitungssperre Königshütte - Blick von der Sperrmauer (Trogfurter Brücke)

So ist seine Müdigkeit auf einen Schlag verflogen, als uns Wanderer mit zwei riesigen Körben voller Pilze entgegen kommen und wir spontan beschließen, uns abseits des Weges in den Wald zu schlagen und ebenfalls Pilze zu suchen. Das ach so müde Kind rennt mit den Beinen, die ja sooo weh tun, flink den Anstieg neben dem Weg hoch, flitzt von einem Elternteil zum anderen und hält begeistert und unermüdlich nach Maronen und Steinpilzen Ausschau. Tatsächlich finden wir richtig viele Maronen - und sogar ein paar Steinpilze. Die Ausbeute reicht locker für eine große Portion Nudeln mit Pilzen zum Abendessen. Maronen fühlen sich vor allem in alten Fichtenwäldern wohl. Da sind wir beim Stausee um Königshütte genau richtig. Der Nadelwald, der für Wanderer eher monoton ist, ist für Pilzsucher nach Regentagen das große Glück. 

Sonnenlicht zwischen hohen Fichtenstämmen
Kurz vor dem Ziel in Königshütte blinzelt die Sonne doch noch durch die hohen Fichtenstämme

Doch kaum ist Schluss mit der Pilzsuche, ist auch umgehend Schluss mit der Bewegungsfreude unseres Sohnes. Mit viel gutem Zureden, der Aussicht auf einen zweiten Stempel für den Wanderpass und einen bequemen Platz im umgebauten Fahrradanhänger können wir ihn schließlich zumindest noch bis zur Trogfurter Brücke komplimentieren - immerhin die Hälfte des Weges.  

Ein kleiner Haufen mit frisch gesammelten Pilzen - Maronen und Steinpilze
Die Ausbeute der Pilzsuche: viele Maronen und sogar ein paar Steinpilze (links unten)

Fazit:

Kinderwagen-taugliche Wege sind das Gegenteil von Kindergartenkind-tauglichen Wegen. Während ersteres eher für Langeweile spricht, braucht letzteres Abwechslung. Top: Der Pfad zur Ruine Königsburg und die Ruine selbst. Eher ein Flop: Die Umrundung des Stausees. Da ist der Liebesbankweg ("Liebesbankweg: Die perfekte Sommer-Tour") das deutlich attraktivere Ziel für Familien.

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