In Brauhäusern gibt es ordentliches, bodenständiges Essen und gutes Bier. So kenne ich das aus Berlin - und so ist es auch in Goslar. Leider sind wir nicht die Einzigen, die das wissen.
Es ist halb zwei Uhr mittags, die Hauptessenszeit ist also eigentlich vorbei. Trotzdem bekommen wir nur mit Glück einen freien Platz im Brauhaus in Goslar. Die Gaststätte ist an diesem Brückentag voll besetzt. Das ändert sich auch eine Stunde später nicht. Kein Wunder: Draußen sind es ungemütliche 7 Grad und Nieselregen. Drinnen ist geheizt, es duftet nach gutem Essen und die nette Bedienung drückt unserem Kindergartenkind gleich ein Willkommensgeschenk in die Hand, ein Puzzle zum Ausmalen.
Überhaupt, Kinder: Auf die Kleinen ist man im Brauhaus eingestellt. Es gibt ausreichend Ecken für Kinderwagen, eine Spielecke und einen separaten Wickelraum. Vor allem nach Letzterem habe ich im Harz oft vergeblich gesucht. Das rund 300 Jahre alte Gebäude hat mehrere Feuer in der Stadt überstanden - quirlige Kinder sind da wohl die kleinste Herausforderung.
Auf regionales Essen wird im Brauhaus Wert gelegt. Klar, die Biere (Weizenbier "helle und dunkle Gose" und "Rammelsberger Pils") werden dort selbst gebraut. Aber das selbst der Wein aus dem Harz kommt - vom einzigen Harzer Winzer, dem Weingut Kirmann - hat uns doch überrascht (probiert haben wir ihn mittags allerdings noch nicht).
Wir essen Bio-Rindfleisch vom Harzer Höhenvieh und Spargel aus Braunschweig. Schade nur, dass das Schnitzel "Wiener Art" aus der Fritteuse kommt und nicht aus der Pfanne und entsprechend vor Fett trieft. Wir sitzen gemeinsam mit einem älteren schwedischen Pärchen am Tisch. Die Altstadt von Goslar ist Weltkulturerbe, entsprechend viele Touristen sind hier unterwegs.
Zum Abschied gibt uns die freundliche Bedienung noch ein kleines Päckchen mit geröstetem Gerstenmalz zum Knabbern mit. Schmeckt angenehm nussig.
Und sonst?
Danach landen wir ausgerechnet im Zinnfigurenmuseum in Goslar. Zinnfiguren? Geht's eigentlich noch langweiliger? Und ist das nicht nur was für ältere Herren, die auf Soldaten und Schlachtengetümmel stehen? Die Neugierde unseres Vierjährigen (und die Kälte) lassen uns beim Stadtbummel trotzdem dort hinein gehen.
Und ich lerne, dass Zinnfiguren nicht notwendigerweise Soldaten sein müssen. Im Museum gibt es zum Beispiel ein detailliert nachgebautes Bergwerk in einem Schaukasten. Dort sieht man (Zinn-)Bergleute, wie sie Feuer legen, um den Fels zu sprengen und Stollen, die zum Teil so flach sind, dass man darin nur kriechend vorwärts kommt. Das Kind staunt. Wir auch. Außerdem bekommen wir einen Einblick in das Oberharzer Wasserregal, ein ausgeklügeltes Wasserleitsystem der Harzer Bergleute. Wir sehen, wie die Bergleute das Wasser geschickt von oben nach unten führten, so dass sie bis zu drei Wasserräder gleichzeitig antreiben konnten: Eins, um das gewonnene Erz hochzutransportieren, eins, um eine Art Aufzug für die Bergleute zu betreiben und eins, um das anfallende Grundwasser im Bergwerk abzutransportieren. Die Zinnfiguren machen das alles sehr anschaulich. Auch für unseren Sohn. Als dieser zu Hause ausgerechnet den 30-jährigen Krieg nachspielt, den er im Museum gesehen hat, schwindet meine zwischenzeitliche Begeisterung für Zinnfiguren ein wenig...
Text: Monika Herbst, freie Journalistin
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