Axel Klingenberg trinkt seinen Vormittags-Kaffee ohne Schuss. Und er isst kein Fleisch. Im Harz ist der Autor damit ein ziemlicher Exot.

Die Servicekraft in der Harzer Eckkneipe (oder war es eine Imbissbude?) fragte an dem Vormittag mehrfach nach, ob er seinen Kaffee wirklich ohne Alkohol haben wollte - damit grenzte er sich von den anderen Frühschoppen-Gästen deutlich ab.
Es war einer der zahlreichen Harz-Ausflüge, die Axel Klingenberg in letzter Zeit gemacht hat. Dabei herausgekommen ist das eben erschienene Harz-Buch "Schmorwurst am Brocken", das er im Rahmen einer Lesung in der Braunschweiger Buchhandlung Graff vorstellte (das haben die örtlichen Buchhandlungen dem Online-Giganten Amazon eindeutig voraus - insprierende Abende, an denen der Autor persönlich aus seinem Buch vorliest).
Zugegeben, ich war anfangs etwas skeptisch: ein nicht mehr ganz junger, grauhaariger Mann, der über den Harz schreibt. Das könnte dröge werden. Zum Glück ist zur Lesung eine Freundin als Verstärkung mitgekommen - zusammen mit ihrem Freund, einem gebürtigen Harzer.
Tatsächlich haben wir viel gelacht, an dem Abend: Über Klingenbergs Ausflug auf den Brocken, bei dem die Kinder, die dabei waren, nur durch die Dauerzufuhr diverser Süßigkeiten bis zum Ziel bei Laune gehalten werden konnten. Endlich oben angekommen, waren die vorhandenen Gaststätten entweder überfüllt oder geschlossen, so dass Klingenberg und seine Begleiter die Ausflügler, die noch Essen bekommen hatten, "wie ein Rudel hungriger Wölfe" umkreisten. Klingenberg hat gelernt, dass die Harzer nur etwas essen, das auch mal Augen, Nase und Mund gehabt hat. Gibt es Gemüse dazu, ist es verkocht. Der Salat ist nur eine Beilage, die man im Harz oft auch ganz unter den Tisch fallen lässt - notfalls wörtlich. Und zu fast jeder Gaststätte gehören als Dekoration die Original-Harzer-Hexen, allerdings mady in China.
Und sonst? Seichte Lobhudelei oder Langeweile muss man bei Harz-Fan Klingenberg - übrigens auch Autor eines Punk-Lexikons und eines Heavy-Metal-Buches - definitiv nicht fürchten. Er ist ein guter Beobachter und witziger Schreiber. "Und er piekst manchmal ganz schön", wie der gebürtige Harzer in unserer Runde durchaus anerkennend feststellt.
Infos: Mehr über das Buch und den Autor unter www.axel-klingenberg.de. Eine Leseprobe gibt es beim Verlag.
PS: Die Schmorwurst, die dem Buch den Namen gab, ist übrigens eine spezielle Harzer Wurst aus Schweinefleisch, die gekocht und geräuchert wird.
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