Zugegeben, diesen Eintrag habe ich lange vor mir hergeschoben. Es ist Wochen her, dass wir in der Slow-Food-Gaststätte Rodelhaus am Wurmberg essen waren. Nach dem vielen Lob, das wir über das Rodelhaus gehört hatten, waren unsere Erwartungen an das Essen hoch. Zu hoch...

Und dann waren wir am Ende doch enttäuscht. Enttäuscht davon, dass der aufgeschnittene Semmelknödel zum "Röllchen vom Spießer" an der Oberfläche hart und trocken war und alles andere als frisch wirkte. Und davon, dass auch das Röllchen selbst eher trocken und fad schmeckte. Wir hatten bessere Qualität erwartet - bei einem Preis von 19,90 Euro und einem Gasthaus, das aktuell im Slow-Food-Genussführer empfohlen wird. Slow Food steht für regionales, saisonales, fair erzeugtes und eben auch für gutes Essen.
Klar, im Winter ist das saisonale Versprechen eine echte Herausforderung - vor allem bei vegetarischen Gerichten wie dem "Brotfladen mit Gemüse". Aber wenn man in der Speisekarte den saisonalen Anspruch extra hervorhebt, muss man sich auch daran messen lassen. Der Brotfladen war mit Auberginen, Zucchini, Tomaten und Paprika belegt - alles Gemüsesorten, die im Winter keine Saison haben. Die gute Nachricht: Geschmeckt hat er trotzdem. Das Gemüse war bissfest und mit einem frischen Rosmarinzweig dekoriert. Auch das Kinderessen, Nudeln mit Bolognesesoße vom Harzer Höhenvieh, war gut.
Trotz der Enttäuschung über Knödel und Röllchen und das teilweise nicht-saisonale Essen sind wir beeindruckt von dem, was das Rodelhaus-Team leistet: zum Beispiel, dass der Brotfladen im Haus selbst gebacken wird, dass generell mit frischen Zutaten und ohne Zusatzstoffe gearbeitet wird und dass Fleisch und Milchprodukte von artgerecht gehaltenen Tieren aus der Region stammen. Und das in einer Gaststätte, die mitten in einem Skigebiet liegt und die deshalb an einem schönen Wintertag innerhalb von zehn Minuten brechend voll sein kann, wie Inhaberin Judith Bothe erzählt.

Vielleicht haben wir einfach einen Montags-Knödel erwischt (wenn es Montags-Autos gibt, darf es auch Montags-Knödel geben). Ich finde, das Rodelhaus, mit seinem hohen Anspruch an die verwendeten Lebensmittel, hat in jedem Fall zufriedene Gäste verdient - und einen zweiten Versuch. Wir kommen wieder! Und dann muss ich den Text auch hoffentlich nicht mehr so lange vor mir herschieben.
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